Der rasante Temperaturanstieg hat gravierende Folgen, nicht nur für die Arktis.
Die Arktis, einzigartiger Lebensraum und bisher noch wenig von menschlichen Aktivitäten geprägt, wird zum Sinnbild des Klimawandels: Während der Rückgang der Eisflächen die erwähnte Goldgräberstimmung befördert, ist die Arktis in einem Teufelskreis gefangen. Der Temperaturanstieg und das Schmelzen der Eisfläche als sichtbare Resultate des Klimawandels verstärken diesen zugleich. Inmitten der scheinbar endlosen weißen Landschaft der Arktis entstehen zunehmend dunkle Flächen, die durch Aufnahme der Sonnenenergie die Erwärmung beschleunigen. „Diese positive Rückkoppelung sorgt dafür, dass die Temperaturen in der Arktis viel stärker zunehmen als im globalen Mittel“, erklärt Peter Lemke vom deutschen Alfred-Wegener-Institut die Zusammenhänge. Erkenntnissen des WWF Deutschland zufolge stieg die durchschnittliche Lufttemperatur der Arktis in den vergangenen hundert Jahren um etwa fünf Grad Celsius. Seit den 1970ern ist das Packeis der Arktis um 14 Prozent zurückgegangen, bis 2100 könnte sich die Eismenge um weitere 10 bis 50 Prozent reduzieren. Eisfreie Sommermonate – herbeigesehnt von der Schiffahrt – sind bereits realisitisches Szenario. Gleichzeitig zieht auch das schleichende Auftauen des Permafrostbodens unmittelbare Folgen nach sich, indem das in Sedimenten gelagerte Klimagas Methan zunehmend freigesetzt wird – was sich zusätzlich negativ auf die Atmosphäre auswirkt.
Die Veränderungen entziehen Lebewesen von kleinen Algen bis hin zum Eisbären die Lebensgrundlagen. Doch nicht nur die dortige Fauna ist betroffen. „Die Polargebiete beeinflussen den ganzen Globus“, so Lemke. Bereits 2010 verwies etwa das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung auf die „komplexen Fernbeziehungen im Klimasystem“. Diese steigern etwa die Wahrscheinlichkeit extrem kalter Winter in Europa.
Für den Schutz der Arktis wäre ein ehrgeiziger Klimavertrag beim kommenden Klimagipfel im Dezember in Paris unverzichtbar. Die Zeichen dafür stehen nicht besonders gut.
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